Mehr Schub für die E-Patientenakten

Nach langem Gezerre soll das Gesundheitswesen digitaler werden. Vor einem Jahr startete eine elektronische Akte fürs Handy. Kommt sie 2022 mit einigen Neuerungen stärker auf Touren?

Berlin (dpa) – Röntgenbilder, Arztbefunde, Medikamentenlisten: Seit einem Jahr können Versicherte Gesundheitsdaten digital parat haben – auf elektronischen Patientenakten (ePA), abrufbar per Smartphone. Sie sollen 2022 mehr Funktionen dazubekommen.

Verbraucherschützer und Krankenkassen setzen überhaupt auf noch deutlich mehr digitalen Schub. Darauf zielen auch Pläne der neuen Bundesregierung aus SPD, FDP und Grünen. Für die freiwillige Nutzung der E-Akten soll laut Koalitionsvertrag künftig das Prinzip “Opt out” gelten – also dass man aktiv widersprechen muss, wenn man sie nicht verwenden möchte.

Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, sagte der Deutschen Presse-Agentur: “Um die Akzeptanz zu steigern, ist es ein richtiger Schritt, dass jeder Versicherte die Akte künftig automatisch bei der Geburt bekommt und sich eine lebenslange Gesundheitshistorie aufbaut. Wer das nicht möchte, kann jederzeit widersprechen.” Das jetzige “Opt-in”-Prinzip lege Nutzern durch mehrstufige Zustimmungsverfahren unnötig Steine in den Weg. “Entscheidend ist dann aber, dass die Ärzte die Akte auch befüllen”, sagte Baas. Und Voraussetzung dafür sei, dass alle Praxen und Kliniken technisch dazu in der Lage seien.

Noch gibt es bei der vorgesehenen flächendeckenden Vernetzung der ePA aber Verzögerungen wegen teils fehlender Ausstattung. So brauchen Praxen Updates für ein Verbindungsgerät (Konnektor) zur geschützten Datenautobahn des Gesundheitswesens, wie das Bundesministerium erläutert. Die seien nach Herstellerangaben nunmehr “zum großen Teil” erfolgt. Für nötige Updates der Praxisverwaltungssysteme hätten aber einige Hersteller die Entwicklung “nicht zeitgerecht abgeschlossen”.

Die E-Akte als freiwilliges Angebot für die 73 Millionen gesetzlich Versicherten war am 1. Januar 2021 mit einer Testphase gestartet. “Die bisherigen Nutzerzahlen haben noch ganz viel Luft nach oben”, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, der dpa. Viele Anwendungen seien damit effizienter auf den Weg zu bringen, im Interesse der Patienten, aber auch des Gesundheitswesens – etwa welche Medikamente zusammenpassen. Das von SPD, Grünen und FDP geplante “Opt-out”-Prinzip sei in dieser Konstellation in Ordnung, da es die Möglichkeit gebe, selbstbestimmt zu entscheiden.

Bei der Techniker Krankenkasse nutzen ein Jahr nach dem Start 230 000 Versicherte die E-Akte, wie das Unternehmen mitteilte. Am stärksten ist die Verwendung demnach unter 26- bis 35-Jährigen mit 28 Prozent. Besonders beliebt seien Erinnerungen etwa an Vorsorgeuntersuchungen oder das Herunterladen vorhandener Daten über Impfungen, verordnete Medikamente und Arztbesuche, um nicht mit leerer Akte zu starten.

Verbraucherschützer Müller betonte generell, die Patienten müssten Herren ihrer Daten bleiben. Zudem müsse das System sicher sein. “Niemandem geht etwas an, unter welchen Allergien ich leide, welche Krankengeschichte ich habe.” Wichtig sei, dass man entscheiden könne, welche Daten man welchem Arzt zur Verfügung stelle. Ab dem neuen Jahr sollen Patienten das nun auch in verfeinerter Form für jedes einzelne Dokument festlegen können. Datenschützer hatten dies angemahnt.

“Der Nutzen für die Patienten muss jetzt endlich in den Vordergrund rücken”, sagte Müller. Kommen sollen dafür 2022 auch neue Funktionen der ePA: der Mutterpass, das gelbe Untersuchungsheft für Kinder, das Zahn-Bonusheft, der Impfpass. Die vorgesehene zweite Ausbaustufe der App soll ab 1. Januar an den Start gehen, erläuterte das Ministerium. Auch dafür müssen Praxen aber technische Voraussetzungen erfüllen.

Die bisherige Einführung sei kein Ruhmesblatt, und daran hätten viele mitgewirkt, sagte vzbv-Chef Müller. “Der Widerstand aus der Ärzteschaft ist einer, über den der Berufsstand sehr selbstkritisch nachdenken sollte.” Unter Ärzten gibt es Frust, nachdem der frühere Minister Jens Spahn (CDU) nach jahrelangem Gezerre mehrere digitale Anwendungen forciert hatte. Ärztepräsident Klaus Reinhardt beklagte kürzlich häufige Störungen sowie teils fehlende Technik und forderte: “Tempo raus aus der überhasteten Digitalisierung”. Vorerst sollte man sich darauf konzentrieren, Anwendungen ausgiebig auf Praxistauglichkeit und tatsächlichen Versorgungsnutzen zu testen.

Hilfe, das iPhone ist deaktiviert

Das liest keiner gern: „iPhone ist deaktiviert, mit iTunes verbinden“. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese Fehlermeldung beheben und Ihr iPhone wieder zum Laufen bringen.

Wer sein Passwort zu oft falsch eingibt, steht mit einem gesperrten Gerät da. Freiwillig macht man das wohl eher selten, doch zuweilen schnappt sich jemand das iPhone und tippt wie wild darauf – vielleicht Ihr Kleinkind. Bevor das iPhone komplett gesperrt wird, zeigt es etliche andere Fehlermeldungen an. Zum Beispiel diese: „iPhone ist deaktiviert, in 1 Minute erneut versuchen.“ Oder diese hier: „iPhone ist deaktiviert, in 60 Minuten erneut versuchen“.

Wer es aber immer wieder vermasselt, steht am Ende da mit: „iPhone ist deaktiviert, mit iTunes verbinden“. Die Warnungen mit Wartezeit sollten nicht ignoriert werden, denn kommt es erst einmal zur letztgenannten Fehlermeldung, werden beim Wiederherstellungsprozess über iTunes oder dem Finder (ab macOS 10.15 Catalina) auch alle Daten auf dem Handy gelöscht. Wer regelmäßige Backups macht, ist hier auf der sicheren Seite – ärgerlich und zeitaufwendig bleibt es aber trotzdem.

Was bedeuten die Fehlermeldungen “iPhone ist deaktiviert” aber konkret?
In aller Regel bedeuten sie, dass Sie das Passwort zum Entsperren Ihres iPhones zu oft falsch eingegeben haben. Oder jemand anderes (haben Sie Ihren Kindern das iPhone vielleicht mal zum Spielen überlassen?). Um Sie vor einem möglichen Hacking-Versuch zu schützen, sperrt sich das Gerät für eine Weile selbst. Denn wenn ein potentieller Dieb einfach munter weiter Passwörter raten könnte – im schlimmsten Fall sogar mit einer passenden Software, die weitaus schneller testet als ein Mensch – wäre ein Hack kein Problem mehr. Bei einem 4-stelligen Sicherheits-Code gibt es lediglich 10.000 mögliche Kombinationen. Ein Mensch bräuchte 4 Stunden und 6 Minuten, um alle auszuprobieren – ein Computer lediglich 6 Minuten und 34 Sekunden…

Um dieses Risiko auszuschließen, stoppt iOS bewusst die Passworteingabe, wenn sie zuvor zu oft falsch erfolgte. Bei bis zu 5 falschen Versuchen ist alles noch im grünen Bereich. Bei 6 oder 7 Fehleingaben werden Sie bereits mit einer Wartezeit bestraft. Ab der zehnten Falscheingabe war es das – Ihr iPhone wird gesperrt.

Hier die Fehlermeldungen in der Übersicht:

5 Fehleingaben: “iPhone ist deaktiviert, in 1 Minute erneut versuchen.”

6 Fehleingaben: “iPhone ist deaktiviert, in 5 Minuten erneut versuchen.”

7 Fehleingaben: “iPhone ist deaktiviert, in 15 Minuten erneut versuchen.”

8 Fehleingaben: “iPhone ist deaktiviert, in 60 Minuten erneut versuchen.”

9 Fehleingaben: “iPhone ist deaktiviert, mit iTunes verbinden.”

Die oben genannten Zeitverzögerungen werden auf Ihrem iPhone übrigens automatisch aktiviert und können nicht abgeschaltet oder verkürzt werden.

Der einzige Weg, diese Fehlermeldungen zu vermeiden ist, bei der Eingabe Ihres Passworts etwas mehr Vorsicht walten zu lassen. Alternativ stellen Sie Ihren Handy-Schutz auf Touch-ID oder Face-ID um (sofern Ihr Gerät das unterstützt) oder verzichten komplett auf ein Passwort (obwohl wir aus Sicherheitsgründen sehr von dieser letzten Option abraten).

Wer hingegen noch mehr Schutz benötigt, dem sei gesagt: Es gibt eine optionale, schärfere Sicherheitsmaßnahme, die das Gerät vollständig löscht, wenn jemand 10 Mal hintereinander den falschen Code eingibt. Dies ist allerdings nur dann wirklich nützlich, wenn auf Ihrem iPhone Daten lagern, die unter keinen Umständen in die falschen Hände geraten dürfen. Wenn Sie die Funktion aktivieren wollen, gehen Sie zu “Einstellungen > Touch ID & Passwort” und aktivieren Sie im Menü ganz unten die Schaltfläche neben „Daten löschen“.

Die einfachste Lösung: Warten
Bei bis zu neun Fehleinschätzungen müssen Sie nichts weiter tun, als warten. Sie werden feststellen, dass die Mitteilung, es in X Minuten noch einmal zu versuchen, rückwärts zählt. So können Sie sehen, wie lange es noch bis zum nächsten Versuch dauert. Notrufe können Sie während der Wartezeit selbstverständlich jederzeit tätigen.

Sobald die Wartezeit abgelaufen ist, wechselt der Bildschirm Ihres iPhones wieder in den normalen Modus und Sie können es erneut versuchen. Aber Vorsicht: Wenn Sie es wieder falsch machen, landen Sie erneut auf der Warteliste. Sind Sie erst einmal bei der längsten Wartezeit von 60 Minuten angelangt, haben Sie nur noch eine einzige Chance. Bei einer erneuten Fehleingabe können Sie Ihr iPhone nur noch reaktivieren, wenn Sie es mit iTunes (oder dem Finder in neueren MacOS-Versionen) verbinden. Wenn Sie sich also schon vorher unsicher beim Passwort sind, schreiben Sie am besten alle getätigten Eingaben auf. iOS zählt nämlich leider auch identische Mehrfacheingaben eines (falschen) Passworts als separate Fehler. Wiederholen Sie sich also besser nicht. Ist Ihr iPhone schon nicht mehr zu retten, gehen Sie wie folgt vor:

iPhone mit iTunes oder Finder wiederherstellen
Sind Sie erst an diesem Punkt angelangt, sollten Sie hoffen, dass Ihr letztes Backup noch nicht so lange her ist. Denn auch, wenn Sie Ihr iPhone mit iTunes oder dem Finder wiederherstellen können, werden bei diesem Prozess alle Daten gelöscht. Sie haben ja ein Backup… richtig?!

Sie können die Wiederherstellung wahlweise über ein lokales Backup oder über iCloud durchführen. Wir schauen uns die Option über iTunes respektive den Finder an – es ist im Allgemeinen einfacher.

Schließen Sie das iPhone an den Mac oder PC an, mit dem es normalerweise synchronisiert wird, und starten Sie iTunes (oder öffnen Sie den Finder unter macOS 10.15 Catalina oder neuer). Sollten Sie keinen Computer haben, der mit Ihrem iPhone synchronisiert ist, können Sie entweder den Wartungsmodus verwenden oder das Gerät über iCloud reaktivieren. Sollte iTunes Sie beim Start nach Ihrem Passwort fragen (ja, ziemlich blöde Situation), wickeln Sie den Prozess ebenfalls über den Wartungsmodus ab.

Warten Sie, bis ihr Computer Ihr Gerät synchronisieren will. Klicken Sie dann auf „iPhone wiederherstellen“ und folgen Sie den Anweisungen auf den Bildschirm. Sobald das Löschen der Daten abgeschlossen ist, gelangen Sie zum Einrichtungsbildschirm – genau so, als ob Sie ein neues Gerät einrichten würden. Sie erhalten an dieser Stelle auch die Möglichkeit, ein Backup wiederherzustellen.

Wartungsmodus verwenden
Der Wartungsmodus ist eine drastischere Methode zum Reaktivieren Ihres Geräts und kann einen Versuch wert sein, wenn die oben genannte Strategie nicht funktioniert hat. So bringen Sie Ihr iPhone in den Wartungsmodus:

Schließen Sie das USB-Kabel an Ihren Computer an, verbinden Sie es aber nicht mit dem iPhone

Öffnen Sie den Finder auf Macs neuen Macs (Ab MacOS Catalina) oder iTunes unter Windows und älteren Macs

Halten Sie die Home-Taste (ab iPhone X – Lauter-Taste) und den Power-Button 10 Sekunden lang gedrückt, bis sich das iPhone ausschaltet

Halten Sie die Home-Taste (ab iPhone X – Lauter-Taste) weiter gedrückt, aber lassen Sie den Power-Button los

Schließen Sie den USB-Dock/Lightning-Anschluss an, um das iPhone mit dem Mac zu verbinden (halten Sie die Home- bzw. Lauter-Taste weiterhin gedrückt)

Der Finder oder iTunes sollte nun eine Meldung ausgeben, dass ein iPhone im Wartungsmodus erkannt wurde.

Wenn iTunes das Problem nicht löst…
Die Reparatur eines deaktivierten iPhones ist nicht immer so einfach wie oben beschrieben. Einige iPhone-Besitzer stellen fest, dass das Verbinden des deaktivierten iPhones mit iTunes oder dem Finder nicht viel bewirkt. Wenn sowohl die Wiederherstellung über iTunes, als auch der Wartungsmodus keinen Effekt erzielt haben, können Sie Ihr iPhone möglicherweise noch mit iCloud löschen, was wir im nächsten Abschnitt erläutern.

Das iPhone mit iCloud wiederherstellen
Eine Reaktivierung des iPhones über iCloud ist nur möglich, wenn Sie die Funktion „Mein iPhone suchen“ eingerichtet haben und das deaktivierte Gerät noch über eine Datenverbindung verfügt.

Gehen Sie auf Ihrem Mac (oder einem anderen iPhone oder iPad) zu icloud.com, melden Sie sich mit Ihren Daten an und klicken Sie auf „iPhone suchen“.

Nach einer kurzen Wartezeit erscheint eine Karte mit dem Standort Ihrer Geräte. Klicken Sie oben auf „Alle Geräte“ und wählen Sie dann das iPhone aus, das Sie reaktivieren möchten. Klicken Sie dann auf „iPhone löschen“, um alle Daten zu löschen.

Netflix kündigt “Don’t Look Up”-Podcast an

Die sozialkritische Komödie “Don’t Look Up” läuft seit Kurzem auf Netflix. Nun bekommt der Film von Adam McKay einen eigenen Podcast, in dem es exklusive Einblicke hinter die Kulissen gibt.

Netflix hat den Podcast “The Last Movie Ever Made” auf Twitter angekündigt. Die kommende Podcast-Serie soll einen Blick hinter die Kulissen des komödiantischen Katastrophenfilms “Don’t Look Up” bieten. Das Drehbuch für den Film wurde von Oscarpreisträger Adam McKay (53) verfasst, er führte auch Regie.

Der Podcast besteht aus sechs Episoden und wird erstmals am 7. Januar 2022 ausgestrahlt. Den Hörern wird ein Einblick in den Produktionsprozess des Films gegeben. Außerdem werden die Parallelen der Geschichte zu der Art und Weise, wie Institutionen die Corona-Pandemie falsch gehandhabt haben, aufgegriffen. Der Podcast wird auch Auftritte verschiedener Schauspieler beinhalten, die in “Don’t Look Up” zu sehen sind. Darunter sind Stars wie Jennifer Lawrence (31), Leonardo DiCaprio (47), Meryl Streep (72), Tyler Perry (52), Ariana Grande (28), Timothée Chalamet (26), Rob Morgan (48) und Himesh Patel (31).

Produktion beeinflusst von Corona
“Don’t Look Up” ist seit dem 24. Dezember bei Netflix zu sehen. Der Film handelt von einer Studentin der Astronomie und ihrem Professor, die einen Kometen entdecken, der sich auf dem direkten Weg zur Erde befindet. Die beiden wollen die Menschheit vor dem Unglück warnen und begeben sich auf eine ausgedehnte Pressetour, doch die Aufmerksamkeit der Bevölkerung zu erlangen ist nicht so einfach. McKay wollte sich 2020 daran machen, eine Komödie zu drehen. Mit einer weltweiten Pandemie haben zu diesem Zeitpunkt nur die wenigsten gerechnet. Der Podcast greift genau dieses Problem auf, wie in der Podcastbeschreibung steht: “Das ist, was passiert ist, als die Besetzung und Crew zusammenkamen, um eine Katastrophenkomödie zu drehen, während sie eine Reihe sehr unkomischer Katastrophen durchlebten.”

Verband: Streaming-Betrügereien konsequent eindämmen

Audiostreaming ist ein Riesengeschäft, das eine kriselnde Branche gerettet hat. Es gibt dabei aber Betrug und Manipulationen, gegen die der Musikindustrie-Verband in Deutschland konsequent vorgehen will.

Berlin (dpa) – Die Musikbranche sieht dringenden Handlungsbedarf, um Betrügereien etwa mit “Fake-Streams” hierzulande einen Riegel vorzuschieben.

“Das haben wir aus Deutschland heraus mit als erste in Angriff genommen und sehr viele Verfahren erfolgreich geführt, um solche Manipulationen einzudämmen”, sagte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), Florian Drücke, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Dies geschehe, “weil wir als Branche nicht zuschauen und akzeptieren können, wie das Vertrauen in diesen Marktplatz erodiert”. Deswegen sei der Verband, der nach eigenen Angaben rund 200 Produzenten und Unternehmen mit etwa 80 Prozent Anteil am deutschen Musikmarkt vertritt, “in einem intensiven Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern sowie deren Managements”. Für nachhaltigen Erfolg sei “auch die klare Unterstützung der Plattformen” gegen Klick-Betrug im mit Abstand wichtigsten Marktsegment Musikstreaming notwendig.

Der BVMI hatte im Vorjahr juristische Erfolge gegen Manipulationen publik gemacht. Das Landgericht Berlin hatte eine einstweilige Verfügung gegen den Betreiber einer Webseite erlassen, die auf eine Unterlassung hinauslief. Laut BVMI bot die in Deutschland ansässige Webseite “die Erzeugung von Fake-Streams an, die die Häufigkeit, mit der ein Musikstück tatsächlich über einen Audio-Streaming-Dienst gehört wurde, in illegaler Weise in die Höhe treiben”.

Der internationale Musikindustrie-Dachverband IFPI betonte damals: “Diejenigen, die Musik schaffen, müssen für ihre Arbeit und ihre Investitionen fair und korrekt entlohnt werden. Dies wird durch die Manipulation von Streams verhindert – unter anderem, indem die Genauigkeit der Charts beschädigt und Lizenzzahlungen an Musikschaffende verhindert werden.” Zuvor hatte die “Initiative Fair Share” entsprechende Manipulationen angeprangert.

Im Dauerstreit um eine gerechte Aufteilung der Streaming-Erlöse zwischen Künstlern, Labels und Musikplattformen wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music will sich der BVMI weiterhin zurückhalten. “Wir können als Branchenverband nicht ins Geschäft eingreifen – nicht zuletzt aus wettbewerbsrechtlichen Gründen”, sagte Drücke. “Wir sitzen nicht am Verhandlungstisch, wir kennen die individuellen Verträge nicht und dürfen diese auch nicht mitgestalten.” Die Mitglieder des Dachverbandes seien “erst recht nicht die Herren der Maschinen, die die Plattformen für ihre Berechnungen nutzen”.

Für eine veränderte Verteilung des Streaming-Kuchens zu Gunsten der Künstler streitet “Fair Share” (Faire Teilhabe) mit Musiklabels. Ziel der Initiative mit Aushängeschildern wie Peter Maffay oder Sarah Connor: ein transparenteres Verteilungsmodell, das die tatsächliche Musiknutzung entlohnt (nutzerzentrierte Abrechnung). Damit würden Erlöse aus jedem einzelnen Streaming-Abonnement an genau jene Künstler ausgeschüttet, deren Musik der Abonnent sich angehört hat, und nicht in einem großen Verteilungstopf landen.

Problemfall Porno: Portal xHamster droht Netzsperre

Dass Kinder im Netz spielend leicht an harte Pornografie kommen, ist Medienaufsehern in Deutschland seit langem ein Dorn im Auge. Bislang konnten sich die Unternehmen vor ihnen sicher fühlen.

Düsseldorf (dpa) – Dem reichweitenstarken Pornoportal xHamster droht eine Netzsperre wegen Missachtung des Kinder- und Jugendschutzes.

“Bei xHamster haben wir einen bestandskräftigen Bescheid, gegen den keine Rechtsmittel mehr möglich sind”, sagte der Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Tobias Schmid, der Deutschen Presse-Agentur.

Andere Portalbetreiber klagen gegen die sie betreffenden Bescheide derzeit noch vor dem Oberverwaltungsgericht für Nordrhein-Westfalen. Die Rechtslage sei dabei aus Sicht seiner Behörde “ziemlich eindeutig”: “Es ist Pornografie, es gibt keine Altersverifikation und es ist deutsches Recht anwendbar”, sagte Schmid.

Weil xHamster bislang jegliche Kommunikation mit der Aufsichtsbehörde verweigere und keine der Maßnahmen umgesetzt habe, um sein Angebot legal zu gestalten, sei man nun an die Netzbetreiber herangetreten. Dies seien unter anderem Vodafone und Telekom: “Wir haben sie über den Umstand informiert, dass es illegale Inhalte in ihren Netzen gibt, die zu sperren sind und hören sie dazu derzeit an. Dann entscheiden wir.”

Zugangssperren nur bei Anordnung

“Wir setzen Zugangssperren nur dann technisch um, wenn diese rechtskräftig angeordnet werden”, sagte ein Telekom-Sprecher auf Anfrage. Bei Vodafone hieß es: “Wir arbeiten gerade an der rechtlichen Bewertung.” In der Antwort an die Landesmedienanstalt werde man die Beschlüsse des Verwaltungsgerichts Düsseldorf vom 1. Dezember berücksichtigen. Das Gericht hatte der Landesanstalt in vollem Umfang Recht gegeben.

xHamster teilte auf dpa-Anfrage mit, Netzsperren seien “weit von einer optimalen Lösung entfernt”. Durch sie würden junge Menschen lediglich auf kleinere Seiten ausweichen, bei denen sie extremeren Inhalten ausgesetzt seien.

Das Unternehmen sei bereit, mit den deutschen Behörden zusammenzuarbeiten. Derzeit seien Altersüberprüfungen die einzige Möglichkeit, um junge Menschen von Erwachseneninhalten fernzuhalten. Man könne eine solche Technologie einsetzen. Dies müsse aber branchenweit geschehen.

“Ich kenne kaum jemanden, dem wir mehr Briefe und Emails geschickt haben als xHamster und wir haben genau null Antworten bekommen”, sagte dagegen Schmid. Es stehe dem Portal aber jederzeit frei, sich rechtskonform zu verhalten und damit das Verfahren gegen sich zu beenden.

Er nehme “etwas erstaunt zur Kenntnis”, dass einer der Netzbetreiber eine Anwaltskanzlei beauftragt, um üppige Fristverlängerung gebeten habe und “seine gesellschaftspolitische Verantwortung nicht schneller annimmt”, sagte Schmid. Immerhin gehe es um die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen.

Rechtswidrige Inhalte

Bedauerlich wäre, wenn diese noch monatelang schutzlos blieben. “Es geht schließlich um einen eindeutig rechtswidrigen Inhalt. Wenn das jetzt nicht besser funktioniert, muss sich der Gesetzgeber das auch noch mal anschauen”, sagte Schmid. “Jeder 12-Jährige hat heute ein Smartphone und kann von Tiktok zu diesen Angeboten wechseln.”

Früher sei der Zugang zum Netz über den heimischen PC erfolgt. “Aber die Eltern haben heute darauf keinen Zugriff mehr.” Die Situation habe sich einfach verändert. “Hier geht es auch nicht um die Meinungsfreiheit, sondern um ein Geschäftsmodell, das sich einer illegalen Praxis bedient.”

Ein Großteil der Eltern in Deutschland scheint hinter dem Vorgehen zu stehen, wie eine repräsentative Meinungsumfrage im Auftrag des Kinderhilfswerks ergeben hatte: 93 Prozent der befragten Eltern sprachen sich für eine verlässliche Altersprüfung und härtere Strafen bei Verstößen aus.

Russisches Gericht verhängt Geldstrafen gegen Internetriesen

Google und Facebook sollen sich geweigert haben, “verbotene Inhalte” zu löschen. Nun hat ein russisches Gericht beide Unternehmen zu hohen Geldstrafen veurteilt.

Moskau (dpa) – Ein russisches Gericht hat den US-Internetriesen Google und den Facebook-Konzern Meta zu ungewöhnlich hohen Geldstrafen verurteilt.

Die Unternehmen hätten sich wiederholt geweigert, “verbotene Inhalte” zu löschen, teilte das Gericht am Freitag in Moskau der Agentur Interfax zufolge mit. Demnach muss Google 7,2 Milliarden Rubel (umgerechnet 86,8 Millionen Euro) und Meta, dem etwa auch die Plattform Instagram gehört, rund zwei Milliarden Rubel (24 Millionen Euro) zahlen.

Die Höhe der Strafe habe sich erstmals am Jahresumsatz der Konzerne in Russland orientiert. Google wolle das Urteil zunächst im Detail lesen und dann über weitere Schritte beraten, teilte der Konzern mit.

Google wurde bereits zuvor wie auch Facebook, Twitter und Tiktok mehrfach mit Geldstrafen belegt. Besonders seit den Massenprotesten zu Jahresbeginn gegen die Inhaftierung des Kremlgegners Alexej Nawalny, der seit Monaten im Straflager sitzt, haben es die russischen Behörden auf soziale Netzwerke abgesehen.

Sie werfen den Plattformen etwa vor, Aufrufe zu nicht genehmigten Demonstrationen, kinderpornografische Inhalte oder Suizidaufrufe nicht konsequent entfernt zu haben.

Netzaktivisten hingegen kritisieren das Vorgehen immer wieder als Repression gegen das freie Internet in Russland. Der Vize-Chef im Staatsduma-Ausschuss für Informationspolitik, Anton Gorelkin, sagte, dass “sehr unangenehme Maßnahmen” ergriffen würden, sollten Geldstrafen nicht helfen.

Oppo enthüllt erstes Falt-Smartphone

Oppos neues Find N bietet ein Außen-Display und einen fast quadratischen Innen-Bildschirm mit 7,1 Zoll.

Nach einem ersten Teaser-Video in der vergangenen Woche, hat Oppo sein neues Falt-Smartphone Oppo Find N heute nun offiziell enthüllt. Die Entwicklung hat laut Oppo vier Jahre und sechs Prototypen in Anspruch genommen. Das Resultat ist ein Falt-Smartphone mit einem großen Außen- und einem fast quadratischen Innen-Display. Der an der Gehäuse-Außenseite angebrachte Bildschirm misst 5,49 Zoll und das große innen verbaute Display kommt mit einem Seitenverhältnis von 8,4:9 auf 7,1 Zoll.

Flexform-Modus und Flexion-Scharnier
Das im Smartphone verbaute Scharnier hört auf den Namen Flexion Hinge und besteht aus 136 Komponenten. Es faltet das Oppo Find N tropfenförmig zusammen, wodurch der Knick weniger auffällt. Der keilförmige Spalt zwischen den beiden Hälften im zusammengeklappten Zustand wird laut Oppo ebenfalls beseitigt. Das Scharnier bietet außerdem den sogenannten Flexform-Modus, der die beiden Hälften in einem beliebigen Winkel zwischen 50 und 120 Grad stabil halten kann. Damit kann das Smartphone etwa als Stativ für Zeitraffer-Aufnahmen oder Video-Telefonate dienen.

Oppo verbaut zwei AMOLED-Panels
Beim verbauten Display handelt es sich um ein AMOLED-Panel mit 120 Hz, das durch seine spezielle Bauweise bis zu 200.000 Falt-Vorgänge überstehen soll. Es löst mit 1.792 x 1.920 Pixeln auf. Das außen verbaute Display ist ebenfalls ein AMOLED-Panel, das mit 1.972 x 988 Pixeln auflöst. Es unterstützt jedoch nur eine Bildwiederholfrequenz von 60 Hz.

Fünf Kameras an Bord
Im Gehäuse werkeln der Snapdragon 888 und acht oder zwölf Gigabyte RAM. Beim internen Speicher können Käufer aus 256 und 512 Gigabyte wählen. Das Oppo Find N verfügt insgesamt über fünf Kameras. Die Hauptlinse löst mit 50 Megapixeln auf und stammt von Sony. Sie wird von zwei Selfie-Kameras sowie einer Ultraweitwinkel-Linse mit 16 Megapixeln und einer Tele-Linse mit 13 Megapixeln unterstützt. Ebenfalls an Bord ist ein Akku mit 4.500 mAh.

Kein Release außerhalb von China
Das Oppo Find N ist ab 23. Dezember 2021 in China erhältlich. Die Version mit acht Gigabyte RAM und 256 Gigabyte internem Speicher kostet umgerechnet 1.070 Euro und die Fassung mit zwölf Gigabyte RAM und 512 Gigabyte internem Speicher schlägt umgerechnet mit 1.240 Euro zu Buche. Derzeit plant Oppo keine Veröffentlichung des Smartphones außerhalb von China. Ein Release in Deutschland ist also unwahrscheinlich.

Pixelmator Photo kommt nun aufs iPhone

”Pixelmator Photo für das iPhone ist da” – das verkündet der Entwickler stolz auf seiner Website und komplementiert damit sein Angebot für die verschiedenen Plattformen.

Die beliebte Bildbearbeitung Pixelmator Photo gibt es nun auch als App fürs iPhone – fürs iPad war sie schon länger verfügbar. Pixelmator Photo for iPhone Version 2.0 bietet zahlreiche bekannte Funktionen der Bildbearbeitung, die als günstigere und intuitivere Alternative zu Photoshop & Co. auf dem Mac anfing. Demnach bietet die App die Desktop-Bearbeitungserfahrung von Pixelmator Photo jetzt auch für das iPhone. Pixelmator Photo enthält über 30 leistungsstarke Farbanpassungen, die für professionelle Fotografen entwickelt wurden, so der Entwickler, Unterstützung für RAW-Bilder von über 600 Kameras, ein ”magisches” Reparaturwerkzeug zum Entfernen unerwünschter Objekte und vieles mehr. Ein kurzes Video zeigt flott die wichtigsten Funktionen.

Außerdem arbeitet die App dem Anbieter zufolge direkt mit Apples Foto zusammen. Besonders hervorgehoben wird auch das nicht-destruktive Tool zur Entfernung unerwünschter Abschnitte auf einem Bild.

Pixelmator Photo for iPhone 2.0 gibt es im App Store, unterstützt werden zahlreiche Sprachen, darunter Deutsch. Die Downloadgröße beträgt über 190 MB. Erforderlich ist mindestens iOS 14.0.

iPhone das bestverkaufte 5G-Smartphone der Welt

Laut einer neuen Analyse von Strategy Analytics hat Apple den Markt von 5G-Smartphones im Sturm erobert.

Apple wurde genügend dafür gerügt, dass das Unternehmen zu spät zum Spiel um 5G erschien: Samsung hat ja sein Galaxy S10 bereits im Frühling 2019 mit 5G-Modems ausgestattet. Bei Apple waren es erst die iPhones 12 aus dem Herbst 2020, die dann am Anfang noch recht schwierig zu bekommen waren.

Nun tut ein fast anderthalbjähriger Verzug auf dem 5G-Markt dem Erfolg von Apple wohl kein Abbruch: Strategy Analytics, eine Marktforschungsfirma, hat sich die Entwicklung angeschaut, die nur die Geräte mit 5G-Mobilfunkunterstützung betrifft. Die Umsätze mit den 5G-Smartphones haben sich demnach im dritten Quartal 2021 verdreifacht, nicht zuletzt wegen dem iPhone 12 und iPhone 13, sowie den chinesischen Herstellern, die vermehrt die neue Generation des Mobilfunks unterstützen.

Apple blieb im Q3/2021 der größte Hersteller von 5G-Smartphones, seine iPhone 12 und iPhone 13 belegen 25 Prozent des gesamten 5G-Markts. Die Android-Konkurrenz streitet sich um die Plätze zwei bis fünf, aber weit hinter dem Hersteller aus Cupertino. Samsung wurde im vergangenen Quartal der zweite auf dem 5G-Smartphone-Markt, knapp danach folgen Xiaomi, Oppo und Vivo.

Laut Strategy Analytics setzten die vier größten Android-Hersteller im vergangenen Quartal mit 5G-Geräten bereits das Doppelte an Umsatz um, verglichen mit LTE-Smartphones im gleichen Quartal.

Pflicht zum E-Rezept kommt nicht im Januar

Hunderte Millionen Rezepte auf Papier – die Umstellung auf Digitalverschreibungen läuft längst in der Testphase. Doch aus der geplanten Pflicht ab Januar wird erstmal nichts.

Berlin (dpa) – Die verpflichtende Einführung von E-Rezepten in Arztpraxen, Apotheken und Kliniken wird verschoben.

Es sei deutlich geworden, das “die erforderlichen technischen Systeme noch nicht flächendeckend zur Verfügung stehen”, heißt es in einem Schreiben des Bundesgesundheitsministeriums, das der dpa vorliegt und auf den 20. Dezember datiert ist. Zuvor hatte “Apotheke Adhoc” berichtet. Die Verfügbarkeit sei Voraussetzung für die verpflichtende Einführung, so ein Ministeriumsvertreter. Nun soll “der kontrollierte Test- und Pilotbetrieb in den kommenden Wochen schrittweise fortgesetzt und ausgeweitet werden”. Ein neuer Termin, ab dem die Pflicht greift, steht noch nicht fest.

Das Schreiben ist an die Gesellschafter der für das E-Rezept zuständigen Firma Gematik gerichtet. Zu den Gesellschaftern gehören etwa die Bundesärztekammer und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen sowie das Bundesgesundheitsministerium, das die Mehrheit an der Gematik hält. In der Ärzteschaft hatte es starke Bedenken gegeben – der ursprüngliche Zeitplan wurde für unrealistisch gehalten. Diesen Bedenken wird nun Rechnung getragen.

Mammutprojekt im Gesundheitswesen

Die Digitalverschreibung ist ein Mammutprojekt im Gesundheitswesen, das schon seit längerem Anlaufschwierigkeiten hat. Ein Pilotprojekt im Sommer in Berlin und Brandenburg brachte kaum Erkenntnisse. Die für Oktober vorgesehen bundesweite Testphase wurde auf Dezember verschoben, weil es an notwendigen IT-Updates mangelte. An dem deutschlandweiten Pflichtstart ab Januar wurde zunächst festgehalten, die Verpflichtung wurde aber aufweicht: Im November teilte die Gematik mit, dass sie die Pflicht nur auf diejenigen beziehen werde, “die dazu technisch in der Lage sind”. Damit wurde die Einführungspflicht zu einem Papiertiger – und selbst diese schwache Vorgabe wandert nun in den Mülleimer.

Die Gematik bezeichnete das erste Quartal 2022 in einer Mitteilung vom Dienstag als “Übergangszeitraum”, in dem Installationen und Schulungen für den Einsatz der Updates stattfinden könnten. Die Firma untermauerte ihre Forderung an die Gesundheitsbranche, “dass die Testphase von allen Beteiligten intensiv genutzt werden muss, damit ein Digitalisierungsprojekt wie das E-Rezept gemeinsam gelingen kann”. Sobald bestimmte Qualitätskriterien erfüllt sind, soll das E-Rezept flächendeckend ausgerollt werden. Das weitere Vorgehen werde in den kommenden Wochen mit den Gesellschaftern abgestimmt, so die Gematik.

QR-Code statt Zettel

Mit dem E-Rezept soll die Zettelwirtschaft bei Rezepten beendet werden. Derzeit bekommen die rund 73 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland jedes Jahr etwa 500 Millionen Verschreibungen. Künftig sollen sie einen QR-Code erhalten, entweder im Smartphone oder – falls man die Gematik-App “E-Rezept” noch nicht nutzt – ausgedruckt. Der Zugriff auf die Digitalverschreibung über die App kann praktisch sein, etwa wenn man eine Videosprechstunde wahrgenommen hat und der Arzt danach kein Papierrezept per Post schicken muss. Für Privatversicherte gilt das Digitalrezept nicht.

Die Gesundheitsbranche reagierte erleichtert auf die Verschiebung des Pflichtstarts. “Die erschreckend geringe Anzahl an erfolgreich ausgestellten E-Rezepten zeigt, dass eine echte und erfolgreiche Testphase fehlt”, hieß es vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt wies darauf hin, dass Anfang Dezember lediglich 42 E-Rezepte ausgestellt und erfolgreich abgerechnet worden seien. Intensive flächendeckende Tests seien notwendig.

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) betonte, man sei für das eRezept und die zügige Einführung. Die Apotheken seien bereit. “Aber betrachtet man den kompletten Prozess von der Verordnung über die Einlösung und Quittierung bis hin zur Abrechnung des eRezeptes, dann gibt es noch erhebliche technische Probleme”, sagte der DAV-Vorsitzende Thomas Dittrich. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung sprach von einer “späten, aber richtigen Einsicht”.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, wertete die Verschiebung. Die Digitalisierung dürfe “keine technischen sowie bürokratischen Hürden aufwerfen, die den Arbeitsfluss erschweren”. Keinesfalls dürfe für die Patientinnen und Patienten die Versorgung mit Arzneimitteln gefährdet sein, “weil die Technik irgendwie hakt oder Daten falsch übermittelt werden”, so Weigeldt.

Verärgert äußerte sich hingegen der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe “endlich Schwung in die flächendeckende Einführung des E-Rezepts bringen” wollen. Doch jetzt sei das Projekt “auf Grund gelaufen”. Es sei “gerade die Ärzteschaft, die gern an alten Zöpfen zu Lasten der Patientinnen und Patienten festhält.”